TOM MUSTROPH – Kontrast und Gemeinsinn
Die Theatermacher:innen fungieren dabei als Seismograf:innen und Forensiker:innen. Sie hören auf die, die nebenan wohnen, die zum gleichen Bäcker gehen, an der gleichen Stelle in den See steigen. Aus Begegnungen werden Interviews, aus einem Interview viele andere. Die Gespräche und Dialoge fügen sich zu einem rhizomatischen Geflecht aus selbst gelebten Ereignissen und von anderen gehörten Geschichten. Es handelt sich dabei um Erzählungen von Verlust, wie dem Wegbrechen von Arbeit, dem Weggehen der Kinder, dem Verschwinden der Hoffnung. Es können aber auch Erzählungen von Widerstand und von Trotz, von fröhlicher Begegnung, von Narrenstreichen sogar sein.
SVEN KLAMANN –
Die Neuinszenierung konkreter geschichtlicher Geschehnisse, gewohnt gekonnt dargeboten von den Schauspieler*innen, hat jedes Mal aufs Neue vor allem dadurch an Echtheit und Glaubwürdigkeit gewonnen, dass Zeitzeugen und anderweitig persönliche Betroffene beteiligt waren, die mit ihren subjektiven Schilderungen dazu beitrugen, Leerstellen in der Stadtgeschichte zu schließen, fast Vergessenes in die kollektive Erinnerung zurückzuholen und damit Historie lebendiger zu machen.
SABINE SCHULZ – Das Kanaltheater und die Stadtgesellschaft
Natürlich ist auch das Kanaltheater nicht das bildungsbürgerliche Theater, das sich eine Kleinstadt wie Eberswalde vielleicht wünscht. Das will es gar nicht sein, denn es wendet sich an alle Schichten, bezieht sich auf verschiedene Klassen.
ADAM CZIRAK – Partizipation an den Heimsuchungen der Vergangenheit
Die Erzählungen muten wie Versatzstücke aus Recherchen und individuellen Erinnerungen an, die neu zusammengesetzt, miteinander in Dialog gebracht werden, um eine Lanze für die Offenheit von Geschichte(n) zu brechen und die Unmöglichkeit einer illusorischen Wiederholung der Vergangenheit mit auszustellen.